Sonntag, 12. Mai 2013

Ein weiteres Kapitel

Ein Schritt vor

Zwei Uhr vierundzwanzig, Annika schlich sich ins Wohnzimmer Ihrer Tante um sich etwas auf´s Ohr zu legen. Doch nachdem sie mit dem kleinen Zeh an dem Tischbein gestoßen war und vor Schmerz humpeln durch das Zimmer schoss war Sandra wach. Sie hat sofort gesehen das Ihre Nichte völlig unterkühlt war und entschloss sich kein Ton zu sagen. Wortlos ging Sie ins Bad und ließ Annika eine schön Heiße Wanne ein. Dazu stellte Sie Ihr eine große Tasse Beruhigungstee dazu und sagte anschließend „ Ich würde mich freuen wenn wir morgen früh in Ruhe sprechen könnten!“ Und so schnell wie Sandra da war war Sie auch wieder weg.
Annika hat sich sofort in die Wanne gelegt und Ihre Augen geschlossen. Den Tag wollte sie erst ein mal sacken lassen. Sie hat immer noch die harten Worte Ihrer Tante im Ohr. Im Grunde genommen weiß Sie auch nicht so richtig ob es die Worte an sich waren oder die Tatsache das Ihre Tante auch recht haben könnte.
Mehrfach hat Sie schon warmes Wasser hinterher laufen lassen doch nun stieg Sie aus der Wanne aus. Fünf Uhr vierundvierzig, sie ging nicht mehr schlafen. Annika zog die Tür leise zu und ging in die Stadt. Bei Geishecker soll es die besten Brötchen geben. Sie kauft zwei Normale Brötchen und zwei mit Körner, für Ihre Tante. Auf dem Rückweg schlich sie ganz langsam, schoss eine alte Dose vor sich her und war völlig im Gedanken. Plötzlich hatte Sie eine Hand auf Ihrer Schulter, und eine Stimme flüstert: „ Annika?“ Ihr fuhren tausende Gedanken durch den Kopf, und bis Sie sich umdrehte kamen weitere tausend dazu. „ Wer will das wissen?“ fragte Annika dann schließlich und sah Ihn direkt ins Gesicht. Es war Haken. Er sah aus als hätte ihn ein Zug überfahren. „ Was ist denn mit Dir los? Was ist denn passiert? Hast Du Jens gesehen?“ Annika kam richtig in Rage. Haken antwortete nur mit ganz leiser Stimme „ Ich weiß wo Jens ist, genau deswegen bin ich ja hier. Du bist die einzige die mir jetzt weiter helfen kann. Uns haben gestern Mittag ein paar Leute gejagt und verprügelt.“ Annika bekam eine andere Gesichtsfarbe, auch Ihr Puls hatte sich verdoppelt. „ Gejagt und verprügelt?“ fragte Sie Haken ein paar mal hinter einander. Der nickte nur und legte Annika einen Zettel in die Hand, drehte sich um und war wieder verschwunden. Sie faltet den Zettel auseinander und und liest die Zeilen vor sich hin. Den letzten Satz murmelte Sie dann recht leise raus, “Treffen uns um neunzehn Uhr an der Alten Linde, hinten in den Feldern an der kaputten Bank!“
Um zehn Uhr dreiunddreißig hat Annika lange genug gewartet, Sie ging leise Richtung Schlafzimmer und klopfte vorsichtig an die Tür „ Sandra, aufstehen!“ sagt Sie leise. Sandra sah zum ersten mal in der Zeit richtig ausgeschlafen aus. Ihr Gesicht war mit Glückseeligkeit erfüllt und auch Ihre völlig wilden Haare haben den Eindruck nicht lindern können. Sie liebte sowieso den Geruch von frischem Kaffee, der gerade erst durch die Maschine lief. Sandra entdeckte auch sofort die Brötchen auf dem sehr üppig gefüllten Frühstückstisch. Annika hingegen hatte auf einem der beiden Stühle platz genommen und wartete mit einem Bärenhunger auf Ihre Tante. Sie genossen das Frühstück und hatten dabei eine Menge Zeit über die letzte Nacht zu sprechen. Annika hat sich bei Ihrer Tante entschuldigt, das Sie weggelaufen ist so so dickköpfig war. Sie hat Ihr erklärt das Sie es als Angriff empfunden hat, als Unverständnis von Sandra. Sie konnte einfach nicht verstehen warum Sie erst so sauer auf Annika war und Ihr dann noch die Dinge über die Leute am Bahnhof an den Kopf geschmissen hat. Sandra wiederum hat sich entschuldigt das Sie so laut geworden war. Ihr tat auch leid das Sie den Vergleich mit einer Nutte gesagt hatte, sie hatte sich einfach nicht im Griff. Zumal Sie sich auch große Sorgen um Ihre Nichte gemacht hatte, war sie doch den ganzen Tag unterwegs und bricht sich dann an der alten Kirche den Arm. Warum genau dort? Was genau hatte Sie nur da verloren?... Sie sprachen weit über das Frühstück hinaus und haben sich zum ersten mal Ernsthaft unterhalten. Man konnte beiden ansehen das es richtig gut tat sich mal den Frust von der Seele zu reden und so wurde es ruck zuck siebzehn Uhr. Annika ging unter die Dusche und ließ Ihre Jacke über dem Stuhl liegen. Da diese von Schmutz durchzogen war nahm Sandra sie und brachte die Jacke zur Wäsche ins Bad. Routinemäßig kramt Sie alle Taschen aus damit nichts in der Maschine landet, Ihr fällt ein zig mal gefaltener Zettel in die Hand. Vorne stand nur Annika drauf. Sie klappt Ihn einige male auseinander und beginnt zu lesen:
Liebste Annika.
Ich weiß wir kennen uns nicht so lange aber Du bist die einzige die ich jetzt um Hilfe bitten kann. In der vergangenen Nacht war ich auf der Wache, warum erkläre ich Dir wenn wir uns sehen. Es gibt ganz fürchterliche Neuigkeiten von denen ich Dir erzählen muss. Ich kenne ja sonst keine “Normale Menschen“. Bitte bring etwas Verpflegung mit, und etwas Zeit. Treffen uns um neunzehn Uhr an der Alten Linde, hinten in den Feldern an der kaputten Bank!
Dein Jens
Damit das neu gewonnene Vertrauen nicht gleich wieder zerstört wird hat Sandra den Zettel zurück in die Jacke gestopft und diese dann wieder über den Stuhl gelegt.
Annika zieht genau um achtzehn Uhr einundzwanzig die Tür hinter sich zu und geht heimlich in den Keller um sich das Fahrrad von Ihrer Tante zu leihen. Zum Glück funktionierte das mit dem gebrochenen Arm ganz gut, vor allem das anhalten vor Ampeln. Ihren Rucksack hatte sie natürlich auch dabei, und so gab sie Ihre letzten zehn Euro für Lebensmittel aus.
Sie radelt die Straßen entlang bis hin zur alten Kirche, von dort aus konnte Sie schon die große alte Linde sehen. Aber sie konnte sonst nichts sehen. Es schien niemand da zu sein. Es dämmert schon langsam, sie packt Ihren Mut zusammen und fährt auf eine alte Bank unter der Linde zu.
Psssst, Annika!“ machte es und Sie zuckte zusammen. Das Geräusch kam von Oben. Sie hob den Kopf und sah Bolle im Baum sitzen. „ Musst Du mich so erschrecken Bolle? Was machst Du denn da und wo verdammt nochmal ist Jens?“ sagte Sie mit einem recht fordernden Ton. „ Der sitzt weiter hinten im Feld und wartet auf Dich. Wir wussten ja nicht ob Du überhaupt kommst. Sag mal, was haste denn mit deinem Arm gemacht?“ Bolle lächelt. „ Den hab ich mir aus Langeweile nach hinten gedreht. Warum seit Ihr so Geheimnisvoll?“ sagte Annika und ging in gleicher Weise langsam von Ihm weg. Weiter hinten hat sich jetzt auch Jens zu erkennen gegeben.
Nach einer recht herzlichen Begrüßung kamen sie sehr schnell ins Gespräch. Als erstes hatte sich Jens erklären lassen warum Annika einen gebrochenen Arm hatte, dann kam er aber auch schnell zu sich. „ Als erstes haben uns gestern ein Paar Glatzen am Bahnhof angemacht. Das Sie auf uns scheißen und so. Wie haben sofort gemerkt das die richtig in Pöbel Laune waren und haben uns davon gemacht. Erst sind wir ganz normal gelaufen, doch als wir merkten das Sie uns folgten wurden wir immer schneller. An der Bücherei dann hatten sie und schließlich und haben angefangen auf uns ein zu schlagen! … “ Annika wurde ganz blass und hörte gespannt zu. Das die Prügel bekommen haben konnte man ja nicht übersehen dachte Sie sich während Jens immer weiter sprach „ … Gott sei dank die Polizei gerufen. Als die anderen dann abgeführt wurden haben die auch unsere Personalien aufgenommen ...“ Zum Glück dachte sich Annika, wird sicherlich zu einer Verhandlung kommen und Zeugen schienen ja genügend da gewesen zu sein. „ … und gesagt, gegen Sie liegt uns ein Haftbefehl vor. Sie werden Verdächtigt …“ Haftbefehl schoss es Annika in die Ohren wie ein Echo „ … in der Nacht vom einundzwanzigsten auf dem zweiundzwanzigsten leise in das Haus der Familie Brenner eingestiegen zu sein um sie dann kaltblütig hin zu richten.“ Jetzt war sie völlig fertig. Er erklärte Ihr noch das er daraufhin sofort geflohen sei. Er kenne diese Familie denn er war fast zwei Jahre dort als Pflegekind. Er würde nicht um Sie weinen aber er hat auf keinen Fall etwas mit der Sache zu tun. Annika glaubt Ihn das sofort, ist aber sichtlich angeschlagen und lässt den Rucksack auf der Bank liegen. „ Pass auf Jens. Bleibt Ihr erst einmal hier und versteckt Euch. Ich fahre jetzt nach Hause und versuche etwas von der Tat im Internet zu finden. Vielleicht finde ich ja irgend einen Hinweis. Außerdem bin ich sehr müde und muss das jetzt sacken lassen“ sagte Sie. Sie hat sich auch noch etliche Male entschuldigt das Sie jetzt schon Heim Fährt. Sie hat Jens versprochen Morgen in der Früh wieder zu kommen mit einem leckeren Frühstück und das Sie dann noch einmal über alles sprechen können.

Zwei Schritte zurück

Vier Uhr zwei. Das Wochenende war vorbei und der Wecker von Sandra brummte und brummte. Annika hatte Ihre Tante zwar gestern nicht mehr gesehen aber geschlafen hatte Sie auch keine Minute. Sie kann einfach nicht glauben was Ihr Jens gestern Abend erzählt hatte. Sie ist aber dennoch der Meinung das Jens Ihr absolut die Wahrheit erzählt hat, Felsenfest. Nach fünf Minuten brummte der Wecker immer noch und so schmiss Sie mit einem „ VERDAMMT“ Ihre Decke zur Seite und ging zum Schlafzimmer Ihrer Tante. Sie öffnet die Tür und stellt fest das niemand dort war, nur ein kleiner Zettel liegt auf dem Bett auf dem Stand
Hey Süße,
ich schlafe Heute bei einem Bekannten. Das Bett habe ich Dir frisch bezogen. Dann kannst Du mal eine Nacht vernünftig schlafen. Sehen uns Morgen Abend. Schlaf schön und Kussi
Sandra
Na super dachte sich Annika. “Ich hätte schön eine Nacht in dem großen Bett schlafen können und aufstehen wäre auch noch nicht angesagt. Welcher Mensch hat Heutzutage noch einen normalen Wecker? Das macht doch alles das Handy! So ein Mist“ Da Ihr Kopf sowieso voll mit Gedanken war blieb Sie gleich auf und schnappte sich den Computer, um nach Nachrichten und Neuigkeiten zu Googlen.