Ein
Schritt vor
Zwei Uhr vierundzwanzig, Annika schlich sich ins
Wohnzimmer Ihrer Tante um sich etwas auf´s Ohr zu legen. Doch
nachdem sie mit dem kleinen Zeh an dem Tischbein gestoßen war und
vor Schmerz humpeln durch das Zimmer schoss war Sandra wach. Sie hat
sofort gesehen das Ihre Nichte völlig unterkühlt war und entschloss
sich kein Ton zu sagen. Wortlos ging Sie ins Bad und ließ Annika
eine schön Heiße Wanne ein. Dazu stellte Sie Ihr eine große Tasse
Beruhigungstee dazu und sagte anschließend „ Ich würde mich
freuen wenn wir morgen früh in Ruhe sprechen könnten!“ Und so
schnell wie Sandra da war war Sie auch wieder weg.
Annika hat sich sofort in die Wanne gelegt und Ihre
Augen geschlossen. Den Tag wollte sie erst ein mal sacken lassen. Sie
hat immer noch die harten Worte Ihrer Tante im Ohr. Im Grunde
genommen weiß Sie auch nicht so richtig ob es die Worte an sich
waren oder die Tatsache das Ihre Tante auch recht haben könnte.
Mehrfach hat Sie schon warmes Wasser hinterher laufen
lassen doch nun stieg Sie aus der Wanne aus. Fünf Uhr
vierundvierzig, sie ging nicht mehr schlafen. Annika zog die Tür
leise zu und ging in die Stadt. Bei Geishecker soll es die besten
Brötchen geben. Sie kauft zwei Normale Brötchen und zwei mit
Körner, für Ihre Tante. Auf dem Rückweg schlich sie ganz langsam,
schoss eine alte Dose vor sich her und war völlig im Gedanken.
Plötzlich hatte Sie eine Hand auf Ihrer Schulter, und eine Stimme
flüstert: „ Annika?“ Ihr fuhren tausende Gedanken durch den
Kopf, und bis Sie sich umdrehte kamen weitere tausend dazu. „ Wer
will das wissen?“ fragte Annika dann schließlich und sah Ihn
direkt ins Gesicht. Es war Haken. Er sah aus als hätte ihn ein Zug
überfahren. „ Was ist denn mit Dir los? Was ist denn passiert?
Hast Du Jens gesehen?“ Annika kam richtig in Rage. Haken antwortete
nur mit ganz leiser Stimme „ Ich weiß wo Jens ist, genau deswegen
bin ich ja hier. Du bist die einzige die mir jetzt weiter helfen
kann. Uns haben gestern Mittag ein paar Leute gejagt und verprügelt.“
Annika bekam eine andere Gesichtsfarbe, auch Ihr Puls hatte sich
verdoppelt. „ Gejagt und verprügelt?“ fragte Sie Haken ein paar
mal hinter einander. Der nickte nur und legte Annika einen Zettel in
die Hand, drehte sich um und war wieder verschwunden. Sie faltet den
Zettel auseinander und und liest die Zeilen vor sich hin. Den letzten
Satz murmelte Sie dann recht leise raus, “Treffen uns um
neunzehn Uhr an der Alten Linde, hinten in den Feldern an der
kaputten Bank!“
Um zehn Uhr dreiunddreißig hat Annika lange genug
gewartet, Sie ging leise Richtung Schlafzimmer und klopfte vorsichtig
an die Tür „ Sandra, aufstehen!“ sagt Sie leise. Sandra sah zum
ersten mal in der Zeit richtig ausgeschlafen aus. Ihr Gesicht war mit
Glückseeligkeit erfüllt und auch Ihre völlig wilden Haare haben
den Eindruck nicht lindern können. Sie liebte sowieso den Geruch von
frischem Kaffee, der gerade erst durch die Maschine lief. Sandra
entdeckte auch sofort die Brötchen auf dem sehr üppig gefüllten
Frühstückstisch. Annika hingegen hatte auf einem der beiden Stühle
platz genommen und wartete mit einem Bärenhunger auf Ihre Tante. Sie
genossen das Frühstück und hatten dabei eine Menge Zeit über die
letzte Nacht zu sprechen. Annika hat sich bei Ihrer Tante
entschuldigt, das Sie weggelaufen ist so so dickköpfig war. Sie hat
Ihr erklärt das Sie es als Angriff empfunden hat, als Unverständnis
von Sandra. Sie konnte einfach nicht verstehen warum Sie erst so
sauer auf Annika war und Ihr dann noch die Dinge über die Leute am
Bahnhof an den Kopf geschmissen hat. Sandra wiederum hat sich
entschuldigt das Sie so laut geworden war. Ihr tat auch leid das Sie
den Vergleich mit einer Nutte gesagt hatte, sie hatte sich einfach
nicht im Griff. Zumal Sie sich auch große Sorgen um Ihre Nichte
gemacht hatte, war sie doch den ganzen Tag unterwegs und bricht sich
dann an der alten Kirche den Arm. Warum genau dort? Was genau hatte
Sie nur da verloren?... Sie sprachen weit über das Frühstück
hinaus und haben sich zum ersten mal Ernsthaft unterhalten. Man
konnte beiden ansehen das es richtig gut tat sich mal den Frust von
der Seele zu reden und so wurde es ruck zuck siebzehn Uhr. Annika
ging unter die Dusche und ließ Ihre Jacke über dem Stuhl liegen.
Da diese von Schmutz durchzogen war nahm Sandra sie und brachte die
Jacke zur Wäsche ins Bad. Routinemäßig kramt Sie alle Taschen aus
damit nichts in der Maschine landet, Ihr fällt ein zig mal
gefaltener Zettel in die Hand. Vorne stand nur Annika drauf. Sie
klappt Ihn einige male auseinander und beginnt zu lesen:
Liebste Annika.
Ich weiß wir kennen uns nicht so lange aber Du bist
die einzige die ich jetzt um Hilfe bitten kann. In der vergangenen
Nacht war ich auf der Wache, warum erkläre ich Dir wenn wir uns
sehen. Es gibt ganz fürchterliche Neuigkeiten von denen ich Dir
erzählen muss. Ich kenne ja sonst keine “Normale Menschen“.
Bitte bring etwas Verpflegung mit, und etwas Zeit. Treffen uns um
neunzehn Uhr an der Alten Linde, hinten in den Feldern an der
kaputten Bank!
Dein Jens
Damit das neu gewonnene Vertrauen nicht gleich wieder
zerstört wird hat Sandra den Zettel zurück in die Jacke gestopft
und diese dann wieder über den Stuhl gelegt.
Annika zieht genau um achtzehn Uhr einundzwanzig die Tür
hinter sich zu und geht heimlich in den Keller um sich das Fahrrad
von Ihrer Tante zu leihen. Zum Glück funktionierte das mit dem
gebrochenen Arm ganz gut, vor allem das anhalten vor Ampeln. Ihren
Rucksack hatte sie natürlich auch dabei, und so gab sie Ihre letzten
zehn Euro für Lebensmittel aus.
Sie radelt die Straßen entlang bis hin zur alten
Kirche, von dort aus konnte Sie schon die große alte Linde sehen.
Aber sie konnte sonst nichts sehen. Es schien niemand da zu sein. Es
dämmert schon langsam, sie packt Ihren Mut zusammen und fährt auf
eine alte Bank unter der Linde zu.
„ Psssst, Annika!“ machte es und Sie zuckte
zusammen. Das Geräusch kam von Oben. Sie hob den Kopf und sah Bolle
im Baum sitzen. „ Musst Du mich so erschrecken Bolle? Was machst Du
denn da und wo verdammt nochmal ist Jens?“ sagte Sie mit einem
recht fordernden Ton. „ Der sitzt weiter hinten im Feld und wartet
auf Dich. Wir wussten ja nicht ob Du überhaupt kommst. Sag mal, was
haste denn mit deinem Arm gemacht?“ Bolle lächelt. „ Den hab ich
mir aus Langeweile nach hinten gedreht. Warum seit Ihr so
Geheimnisvoll?“ sagte Annika und ging in gleicher Weise langsam von
Ihm weg. Weiter hinten hat sich jetzt auch Jens zu erkennen gegeben.
Nach einer recht herzlichen Begrüßung kamen sie sehr
schnell ins Gespräch. Als erstes hatte sich Jens erklären lassen
warum Annika einen gebrochenen Arm hatte, dann kam er aber auch
schnell zu sich. „ Als erstes haben uns gestern ein Paar Glatzen am
Bahnhof angemacht. Das Sie auf uns scheißen und so. Wie haben sofort
gemerkt das die richtig in Pöbel Laune waren und haben uns davon
gemacht. Erst sind wir ganz normal gelaufen, doch als wir merkten das
Sie uns folgten wurden wir immer schneller. An der Bücherei dann
hatten sie und schließlich und haben angefangen auf uns ein zu
schlagen! … “ Annika wurde ganz blass und hörte gespannt zu. Das
die Prügel bekommen haben konnte man ja nicht übersehen dachte Sie
sich während Jens immer weiter sprach „ … Gott sei dank die
Polizei gerufen. Als die anderen dann abgeführt wurden haben die
auch unsere Personalien aufgenommen ...“ Zum Glück dachte sich
Annika, wird sicherlich zu einer Verhandlung kommen und Zeugen
schienen ja genügend da gewesen zu sein. „ … und gesagt, gegen
Sie liegt uns ein Haftbefehl vor. Sie werden Verdächtigt …“
Haftbefehl schoss es Annika in die Ohren wie ein Echo „ … in der
Nacht vom einundzwanzigsten auf dem zweiundzwanzigsten leise in das
Haus der Familie Brenner eingestiegen zu sein um sie dann kaltblütig
hin zu richten.“ Jetzt war sie völlig fertig. Er erklärte Ihr
noch das er daraufhin sofort geflohen sei. Er kenne diese Familie
denn er war fast zwei Jahre dort als Pflegekind. Er würde nicht um
Sie weinen aber er hat auf keinen Fall etwas mit der Sache zu tun.
Annika glaubt Ihn das sofort, ist aber sichtlich angeschlagen und
lässt den Rucksack auf der Bank liegen. „ Pass auf Jens. Bleibt
Ihr erst einmal hier und versteckt Euch. Ich fahre jetzt nach Hause
und versuche etwas von der Tat im Internet zu finden. Vielleicht
finde ich ja irgend einen Hinweis. Außerdem bin ich sehr müde und
muss das jetzt sacken lassen“ sagte Sie. Sie hat sich auch noch
etliche Male entschuldigt das Sie jetzt schon Heim Fährt. Sie hat
Jens versprochen Morgen in der Früh wieder zu kommen mit einem
leckeren Frühstück und das Sie dann noch einmal über alles
sprechen können.
Zwei Schritte zurück
Vier Uhr zwei. Das Wochenende war vorbei und der Wecker
von Sandra brummte und brummte. Annika hatte Ihre Tante zwar gestern
nicht mehr gesehen aber geschlafen hatte Sie auch keine Minute. Sie
kann einfach nicht glauben was Ihr Jens gestern Abend erzählt hatte.
Sie ist aber dennoch der Meinung das Jens Ihr absolut die Wahrheit
erzählt hat, Felsenfest. Nach fünf Minuten brummte der Wecker immer
noch und so schmiss Sie mit einem „ VERDAMMT“ Ihre Decke zur
Seite und ging zum Schlafzimmer Ihrer Tante. Sie öffnet die Tür und
stellt fest das niemand dort war, nur ein kleiner Zettel liegt auf
dem Bett auf dem Stand
Hey Süße,
ich schlafe Heute bei einem Bekannten. Das Bett habe
ich Dir frisch bezogen. Dann kannst Du mal eine Nacht vernünftig
schlafen. Sehen uns Morgen Abend. Schlaf schön und Kussi
Sandra
Na super dachte sich Annika. “Ich hätte schön eine
Nacht in dem großen Bett schlafen können und aufstehen wäre auch
noch nicht angesagt. Welcher Mensch hat Heutzutage noch einen
normalen Wecker? Das macht doch alles das Handy! So ein Mist“ Da
Ihr Kopf sowieso voll mit Gedanken war blieb Sie gleich auf und
schnappte sich den Computer, um nach Nachrichten und Neuigkeiten zu
Googlen.