Blick
nach vorn
Samstag Morgen, sechs Uhr dreiunddreißig, Annika wird
von den vorbei gehenden Passanten geweckt. „Shit!“ denkt Sie
sich, so ist Sie auch noch nicht geweckt worden. Sie hebt den Arm
von Jens an die Seite und dreht sich vorsichtig aus dem Schlafsack.
Sie fühlt sich als sein ein Vierzigtonner über sie drüber
gefahren. Sie hatte auch noch nie in Ihrem Leben so viel Alkohol auf
einmal getrunken. Vodka und Jägermeister und irgendwo dazwischen ein
paar Bierchen. Und dann ist da noch der Geschmack im Mund als hätte
man einen ganzen Aschenbecher verschluckt oder am Abend zuvor darauf
gakaut, widerlich. Annika stolpert über das Leergut, dann findet Sie
eine volle Flasche Mineralwasser und nimmt einen kräftigen Schluck,
Nachdurst. Das hatte sie bisher auch noch nie in Ihrem Leben,
Nachdurst. Sie wirft Ihr, völlig strubbelige, Schulterlanges Haar
nach hinten und macht sich auf dem Weg nach Hause. Sandra ist
sicherlich schon sehr sauer und läuft in der Wohnung auf und ab
denkt Sie sich und geht mit gesunkenen Hauptes nach Hause. Sie ist
nicht sonderlich schnell gelaufen, es zieht sie auch
nichts an dem eigentlich fremden Ort wo Sie wohnt. Sie schlendert
über den Asphalt, schießt hier und da einen Stein. Der Kopf
dröhnte Annika und Sandra wurde noch eine kleine Spur lauter „
Du stinkst ja wie eine Kneipe. Wo hast Du überhaupt geschlafen?“
Annika brachte nur ein: „ Am Bahnhof. Lass mich in Ruhe. Ich
erkläre es Dir später. Ich geh pennen.“ heraus und war auf leisen
Sohlen in Sandra´s Bett gestiefelt, einfach nur schlafen. Achtzehn
Uhr elf, nach einem großen Poltern im Schlafzimmer war Sandra klar,
Annika ist wach. An den Geräuschen konnte Sandra erkennen das Sie
erst vor dem kleinen Tisch und danach vor dem Schrank gelaufen sein
muss, Gelächter aus dem Schlafzimmer.
Nach einer Dusche und einer guten Stunde im Bad ist
Annika endlich Tageslicht tauglich, sie setzt sich zu Ihrer Tante auf
die Couch um Rede und Antwort zu stehen. Und Sandra lässt auch nicht
lange auf sich warten: „ So Fräulein. Jetzt möchte ich von Dir
ganz genau wissen was die letzte Nacht passiert ist, und wo Du genau
warst!“ Und Annika sank die Stimme und fing an: „ Ich habe Dir
doch gesagt das ich zu Jens gehen werde. Das habe ich dann auch
getan, wir haben uns am Bahnhof noch mit den anderen Jungs etwas
unterhalten. Die haben was getrunken …“ Sandra ahnt nichts gutes
und hakt nach „ Wie am Bahnhof? Welche Jungs? Alkohol? Hast Du auch
was getrunken?“ und Sie spitzte Ihre Lippen als wolle Sie damit
Ihre Autorität unterstreichen „ Sag mir bloß nicht das Du mit den
sechzehn Jahren schon Alkohol trinkst!!“ Annika sammelt sich und
erzählt Ihre Geschichte. Sie erzählt Ihrer Tante von Jens und den
anderen. Das Sie bei Wind und Wetter immer draußen schlafen müssen.
Sie auch dir vergangene Nacht in der Nähe des Bahnhofs geschlafen
haben. Auf alten, viel zu alten und stinkigen Schlafsäcken haben sie
dort gelegen aber mit dem viel zu hohem Alkoholkonsum konnte man es
schon ertragen erklärte Sie weiter. „ Ans schlafen gehen kann ich
mich nicht direkt erinnern.“ sagte Sie dann mit voller Lunge „
Aber die Art wie ich geweckt wurde war unerträglich. Die Art wie die
Menschen mich angesehen haben. Es hat nur gefehlt das Sie irgendeinen
Müll auf uns geschmissen haben. Du machst Dir einfach keinen Kopf
wie Sie uns angesehen haben!“ Annika wirkte aufgelöst, Ihre Augen
wurden auf ein mal sichtbar nass und auch Ihre Stimme wurde dünn.
Dann hatte Sie Ihrer Tante noch etwas von den anderen erzähl, warum
die eigentlich dort sind. Am meisten hatte Sie auch die Geschichte
von Stulle und Haken fasziniert, wie viel die beiden ertragen
mussten. Annika unterhielt sich noch eine Ewigkeit mit Ihrer Tante,
die sichtlich erschrocken war das Ihre Nichte nicht nur am Bahnhof
mit irgendwelchen Pennern eine Nacht verbracht hat, nein Sie hat sich
auch noch den Kopf mit Alkohol abgeschossen.
Spät am Abend beschloss Annika sich auf dem Weg zu Jens
zu machen. Sie musste aber erst Sandra versprechen das Sie an
diesem Abend auch wieder Heim kommen würde. Sie schlendert mit einem
breitem lächeln an der Innenstadt vorbei, und geht zielstrebig
weiter über den großen Platz in Richtung Haupteingang, dort wo sie
auch gestern schon geschlafen haben. Doch es war niemand dort. Nicht
am Eingang und auch nicht in den bekannten Ecken. Seltsam, denn
eigentlich war ja einer immer dort. Im Gedanken macht Sie sich auf
den weg zur alten Ruine, denn Jens hatte Ihr schließlich erzählt
das er in bestimmten Momenten gerne dort ist. Zwei und dreißig
Minuten später ist Sie an der Kirche angekommen, doch von unten
konnte sie schon sehen das niemand da war, kein Licht und nicht ein
einziges Geräusch ist zu sehen bzw. zu hören. Trotzdem stapft Sie
langsam nach oben. Die alte Holztreppe quietscht als würde man
jemanden Foltern, so einen langen Ton hatte Sie noch nie gehört.
Stufe für Stufe. Es wurde auch Stufe für Stufe dunkler, immer
dunkler. Auf dem Podest angekommen hört Annika ein rascheln in der
Ecke „ Jens? Bist Du es?“ Doch Sie bekommt keine Antwort. Weitere
drei Schritte nach vorn und Sie steht in der totalen Finsternis,
völlig Lautlos. Sie kann Ihren eigenen Herzschlag hören und sogar
spüren. Sie kann an Ihrem Hals Ihren Puls spüren. Der nächste
Schritt nach vorne und es gibt einen lauten Knall. Kurz darauf hörte
es sich an als wäre Sie in einem Schwarm Hornissen oder so gelandet.
Die Geräusche wurden immer lauter und aus dem Summen wurden ein
Flattern. Das Flattern zog an Ihre Ohren vorbei und Sie fällt nach
hinten, landet mit dem Handgelenk halb schräg und ein Ruck geht
durch Ihren ganzen Körper. Sie versucht sich mit diesem Arm auf zu
stützen, was Ihr nicht gelingen will, solche Schmerzen hatte Sie
noch nie. Der Arm war gebrochen. Beiläufig bemerkte Sie das das
Flattern die Fledermäuse gewesen sind, die nun raus in die Nacht
sind. Sie kramt mit Ihrer linken Hand in der Tasche, nimmt ihr Handy
und ruft einen Krankenwagen.
Kurz nach Mitternacht ist der rechte Arm in Gips und
auch Sandra wartet darauf das Annika endlich aus der Unfallchirurgie
kommt. Die Nerven sind komplett runter, genervt packt Sie Ihre Nichte
und geht. Sie ist nicht gerade zimperlich mit Annika und so sauer das
Sie nicht einen Satz bis zum Auto über Ihre Lippen ließ. Auch
Annika war es diesmal so richtig egal, denn im Gedanken machte Sie
sich immer noch Sorgen. Sie würde so gern wissen wo die Anderen
sind. „ Können wir bitte noch mal zum Bahnhof fahren? Ich würde
gern wissen ob Jens endlich da ist!“ sagte Sie schließlich mit
ganz dünner Stimme. Sandra guckt sie mit funkelnden Augen an, Ihre
Brauen zusammen gezogen und die Lippen leicht gespitzt. Sie sagt „
Du tickst ja wohl nicht richtig. Erst kommst Du nicht nach Hause und
ich werde verrückt vor Sorge. Dann bekomme ich Bescheid das Du im
Krankenhaus seist und Dein Arm wäre gebrochen. Jetzt verlangst Du
noch allen ernstes das ich Taxi spiele für die Junge Dame?“ und
wird immer lauter „ Verdammt Mädchen. Ich habe die Verantwortung
für Dich übernommen und das nur damit es Dir besser geht. Ich habe
Dich mit zu mir genommen und mich mit meiner Schwester angelegt,
damit Du deinen Raum zum nachdenken hast.“ Jetzt schreit Sie schon
fast „Und Du hast nicht besseres zu tun als deinen Arsch immer
weiter in den Dreck zu schieben. Was hast Du mit solchen Junkies zu
tun? Die sind der Abschaum der Stadt, sie lungern seit Jahren am
Bahnhof herum und Betteln sich durch. Hin und wieder Lutschen sie den
ein oder anderen einen auf der Toilette für was weiß ich ein Zehner
oder so!“ Sandra fährt rechts ran und schreit „ So ein
verkommendes Pack. Schau Sie Dir doch an. Jeden Tag sind Sie drauf,
saufen und spritzen und kiffen vor sich hin. Willst Du auch dort
landen? Das kann doch nicht Dein Ernst sein. So landest Du als Nutte
am Straßenstrich und lässt irgendwelche alten Säcke für ein paar
Euros über dich rüber rutschen.“ Die Autotür geht auf und Annika
ist weg.
Nach einer gefühlten halben Stunde hört Sie auf zu
rennen. Nach dem Sie ein paar mal abgebogen war hat Sandra wohl die
Spur verloren. Die Worte Ihrer Tante waren sehr hart und unfair fand
Sie. Wie kann Sandra so über Ihren Liebsten sprechen. Sie kennt die
doch gar nicht. Sie weiß vor allem nicht was für Geschichten
dahinter stehen.
Ihre Füße tragen Sie gedankenlos durch die Stadt, über
Kopfsteinpflaster und Teer. Die Geschäfte ziehen an Ihr vorbei ohne
das Sie auch nur eines wirklich gesehen hatte. Die ersten Tropfen
prasselten auf Ihren Kopf und liefen über das Gesicht hinunter wo
sie dann vom Kinn an den Absprung schafften, Annika wurde langsam
kalt. Sie sitzt in einer Ecke an einem Leerstehenden Ladenlokal und
schützt sich vor dem kalten Regen, in Embryonalstellung sammelt Sie
langsam wieder Ihre Gedanken und versucht die Dinge klar zu sehen. So
wie es jetzt ist will Sie nicht weiter machen, schwört Sie sich. Sie
schaut nach vorn.
Ein
Schritt vor
Zwei Uhr vierundzwanzig, Annika schlich sich ins
Wohnzimmer Ihrer Tante um sich etwas auf´s Ohr zu legen. Doch
nachdem sie mit dem kleinen Zeh an dem Tischbein gestoßen war und
vor Schmerz humpeln durch das Zimmer schoss war Sandra wach. Sie hat
sofort gesehen das Ihre Nichte völlig unterkühlt war und entschloss
sich kein Ton zu sagen. Wortlos ging Sie ins Bad und ließ Annika
eine schön Heiße Wanne ein. Dazu stellte Sie Ihr eine große Tasse
Beruhigungstee dazu und sagte anschließend „ Ich würde mich
freuen wenn wir morgen früh in Ruhe sprechen könnten!“ Und so
schnell wie Sandra da war war Sie auch wieder weg.
Annika hat sich sofort in die Wanne gelegt und Ihre
Augen geschlossen. Den Tag wollte sie erst ein mal sacken lassen.
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