Montag, 1. April 2013

Kapitel zwei

hoffe ihr hattet alle ein schön langes we,
viel spass beim lesen

Vertiefung

Donnerstag Morgen, vier Uhr zwei. Annika wird wieder von dem brummen des Weckers Ihrer Tante geweckt. Heute ist es Ihr egal. Sie hat wirklich sehr gut geschlafen. Sofort geht Sie in die Küche und bereitet das Frühstück. Aufgedreht wird auch kurz abgeklärt ob Sandra nun auch was möchte doch dem Gesichtsausdruck zur Folge isst Sie allein. Macht ja nichts, denkt Sie sich und nimmt die Schnitten mit ins Wohnzimmer um sich währenddessen etwas den Videotext an zu schauen. Aus dem Flur erklingt nur ein kurzes Ciao und schon schnappt das Schloss an der Tür. Zuhause essen immer alle zusammen, aber wenn Sie so drüber nachdenkt niemals zum Frühstück. Egal. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer schönen heißen Dusche lässt auch Sie die Tür ins Schloss fallen. Annika geht die Treppe hinunter und sofort nach rechts, nicht Richtung Innenstadt sondern Richtung Bahnhof. Ein Paar €uro hat sie auch in der Tasche, sie will einfach nur mit Jens einen Kaffee trinken gehen. Es regnet nicht und die Sonne hat wenigstens für einen kurzen Moment den Kampf gegen die Wolken gewonnen und spendet etwas Wärme. Nach einem sehr schlechten Sommer sollte wenigstens der Herbst noch mal den Hormonhaushalt auftanken. Sie ist bereits an der Innenstadt vorbei und steht auf dem großen Platz vor dem Bahnhof. Es tummeln sich sehr viele Menschen hier. Auf Ihrer linken Seite ist eine Gruppe mit Touristen die sehr in Eile scheinen, wild fuchtelnd mit Stadtplänen machen sie sich auf den Weg. Kurz daneben sitzt ein Mann, ein Bettler. Er sitzt auf einer Decke, im rechten Arm hält er seinen zerzausten Hund und davor ein Schild mit der Aufschrift : Bitte um eine Kleine Spende. Ich habe kein Geld und mein Haus ist abgebrannt. Danke. Eigentlich hat Annika immer Mitleid mit solchen Menschen, aber ihr ist auch nicht die leere Whisky Flasche entgangen die auf seiner rechten Seite liegt. Sir lässt den Blick weiter über den Platz schweifen. Direkt vor Ihr ist der Eingang zum Bahnhof welcher voll mit schlechtem Graffiti ist. Dort gehen zig Leute aus und ein, wenn man etwas verträumt schaut kommt es einen so vor als wäre es eine kleine Ameisenstraße. Recht neben dem Eingang war ein Ortsansässiger Becker und daneben eine Kleine Kneipe. Ganz rechts von Ihr sieht Sie eine Gruppe junger Leute mit kaputten Klamotten, bunten Haaren und ein Paar Hunden. Sie kann deutlich sehen das auch Jens dabei steht, er einen Becher in der Hand hält und die vorbei laufenden Leute anspricht. Sie ist völlig hin und her gerissen ob Sie sich trauen sollte Ihn nochmal an zu sprechen. Sie fasst sich ein Herz und geht rüber. „ Hast Du eine kleine Spende für mich? Ich muss dringend zu meiner Tod kranken Mutter nach Köln. Nur etwas Kleingeld für mich?“ fragte Jens. Er hat Annika nicht gleich erkannt und erwischt sie in einem ganz emotionalen Moment, Sie antwortet wie aus der Pistole: „ Deine Mutter ist Krank? Ich habe leider nur sechs €uro siebzig bei, die kannst Du aber gern haben.“ Erst freut sich Jens über so viel Mitgefühl, doch dann erkennt er Sie. „ Du bist doch das Mädchen von gestern. Ich habe dir doch auf geholfen und Du wolltest Dich mit einem Kaffee bei mir bedanken. Jetzt erkenne ich Dich. Was machst Du denn hier?“ sagte Jens und zieht Annika etwas von seinen Freunden weg. „ Ich habe Dich gesucht, ich wollte mit Dir einen Kaffee trinken gehen,um mich für gestern noch einmal zu entschuldigen. Außerdem musste ich viel an Dich denken. Hast Du denn Zeit und Lust?“ fragt Annika, und Jens willigt ein.
In einem Kaffee in der Innenstadt haben sie sich dann hin gesetzt. Auf dem weg dort hin haben sie kaum gesprochen, dafür aber mit dem Satz der Bestellung um so mehr. Annika war so neugierig. Sie wollte Wissen warum er erzählt das seine Mutter Krank ist, warum er sich so anzieht und warum er auf der Straße lebt. Sie hat Ihm regelrecht Löcher in den Bauch gefragt und er hat auch stets freundlich mit einer Engelsgeduld geantwortet. Nur bei der Frage nach seinen Eltern wich er aus und reagierte abweisend und zornig. Es fing schon langsam an zu dämmern als sich Ihre Wege wieder trennten. Sie haben sich für den nächsten Tag verabredet und so gingen beide Heim. Sandra war schon längst Zuhause und ziemlich sauer, das Sie wieder so viel Essen weg schmeißen muss, obwohl die Beiden sich am Tag zuvor darauf geeinigt hatten sich um sechs Uhr zum Essen zu treffen. „Hättest ja anrufen können!“ sagt Annika zickig und verschwindet ins Badezimmer. Ihr war so kalt das Sie sich in Ruhe ein Bad gönnte. Beim ausziehen fiel Ihr Handy aus der Tasche, sechs Anrufe in Abwesenheit, fünf von Tante Sandra und ein Unbekannter. Sehr komisch, bisher hatten doch nur Ihre Familie, Sandra und Jens ihre Nummer.
Eine dreiviertel Stunde später war sie mit dem Baden fertig. Ihr Gemüt hat sich wieder beruhigt und so ging Sie auf leisen Sohlen ins Wohnzimmer und entschuldigte sich für Ihr Verhalten und auch dafür das Sie Ihr Handy auf lautlos gestellt hatte. Genau wie am Tag zuvor zog es die Beiden wieder auch die karierten Couch. Und so kamen sie auch nach nur drei vier Sätzen auf das Thema Frank und Hermann zurück. Sie erinnert sich daran das auch Eva und Hermann nach dem Urlaub für ein Paar Monate getrennt waren, sich aber wieder kurz bevor Annika zur Welt kam versöhnt hatten. Und Felix hatte sich auch danach nie wieder bei den beiden gemeldet. Felix war der Onkel von Annika, der Bruder von Hermann. Er hatte sich mit den Worten „ Deine Frau ist ´ne Schlampe!“ aus deren Leben verabschiedet. Zwischenzeitlich kam auch immer wieder belangloses, denn Sandra hatte Ihre zwei Gläser wieder leer und ist postwendend ins Bett. Annika hat sich damit abgefunden und tröstet sich mit dem Laptop der Tante, erst einmal E-Mails abfragen. Im Posteingang waren dreizehn Stück, ungewöhnlich viel für zwei Tage. Ihre beste Freundin Laura aus Ihrer Klasse hatte unter anderem gefragt warum sie nicht in der Schule sei. Dann waren da noch acht Facebuch Nachrichten und eine von Cindy, eine Freundin aus dem Rollhockey Verein. Als Absender der letzten Nachricht stand da “Eva Fischer“. Zuerst wollte Annika die Nachricht ungelesen löschen doch Ihre Neugier hatte gesiegt, Sie begann zu lesen …

Liebste Annika,
Ich weiß, das ich Dir schon vor Jahren die Wahrheit hätte sagen müssen. Es tut mir alles so unendlich leid. Ich wollte es doch nicht wahr haben und vor allem wollten wir unsere kleine Familie nicht zerstören. Es ist doch auch für uns nicht so einfach. Wir müssen auch lernen mit dieser Situation um zu gehen. Es ist doch auch alles so verdammt lange her. Wir waren damals im Urlaub mit Fred und Paula. Dann waren da noch Sandra und Frank neben Peter und Brigitte. Ich würde Dir so gerne alles erzählen wenn Du wieder Heim Kommst …
Sie strich die Tränen mit dem linken Zeigefinger fort und las weiter, … aber wir können auch verstehen wenn Du noch etwas Zeit brauchst um zu Dir zu finden. Bei Sandra ist Du auch bestimmt gut aufgehoben und sollte was sein kannst Du jeder Zeit nach Hause kommen. Es fragen auch täglich deine Freundinnen wo Du steckst und was Du so machst. Hermann will Dich auch wieder in seine Arme schließen. Maria geht es wie jedem hier auch total beschissen seitdem Du nicht mehr hier bist. Ruf doch bitte mal Zuhause an meine Kleine. Du fehlst mir, in Liebe Deine Mama

Nun war Annika wieder aufgewühlt. Eigentlich will sie nur wissen was damals vorgefallen ist um verstehen zu können. Die meisten Gedanken kreisen sowieso im Moment um Jens. Sie flieht in Ihre Gedanken und sämtliche Freunde verschwimmen so langsam und auch die Bilder von Zuhause sind jetzt gerade blass. Sie geht Hand in Hand mit Jens am Main spazieren, der Hund apportiert das Stöckchen. Es ist sehr warm. Jens hat kurze schwarze Haare und trägt einen Anzug und sie selber trägt ein Kleidchen. An Ihrer Hand hat Sie eine kleine Tochter mit dem Namen – zack, Freitag Morgen vier Uhr zwei.

Das Geständnis

Sie zieht sich die Decke wieder über das Gesicht. Annika will um jeden Preis wieder einschlafen. Heute ist wiederum Sandra bestens aufgelegt und will erst mit Annika Frühstücken. Als dieses verneint wird möchte Sandra wenigstens mit Ihr einen Kaffee trinken, sie will nicht noch einmal am Abend so viel Essen weg schmeißen. Annika sitzt am Tisch, die Augen geschlossen und den Kopf auf die Knie abgelegt will sie nur die Zeit bis Sandra weg ist überstehen. Sie verabreden sich für siebzehn Uhr, damit sie endlich mal zusammen Kochen können. Außerdem ist Sandra noch so Jung, das Sie mit Ihrer Nichte in einem angesagten Club gehen will. Trotz den Bedenken wegen des Alters wurde Annika überredet, mit etwas Schminke bekommt man das gerade bei Mädels hin war das Argument. Annika war es egal, sie hat zu allem ja und Amen gesagt. Hauptsache sie kommt endlich wieder auf die so geliebte karierte Couch um sich dort hin zu Träumen von wo Sie so unliebsam weg gezerrt wurde.
Auch zwei Stunden nachdem die Tür ins Schloss gefallen war war kein Main weit und breit zu sehen, Sie konnte nicht mehr schlafen. Sie zog sich den Laptop auf Ihren Schoß und begann im Internet nach Seiten zu suchen wo ähnliche Erlebnisse beschrieben sind und vor allem wie man damit umgehen würde.



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