Freitag, 29. März 2013

Mal wieder was Privates

Auf Kapitel zwei muss ja noch bis nach dem WE gewartet werden doch ich hoffe Ihr habt damit etwas Spaß.


Ich wünsche allen ein schönes WE und Frohe Ostern

Das Größte Problem

Es war unheimlich warm Ende Juni, als am späten Freitag Abend mein Handy anfing zu klingeln. Ich hatte es gekonnt ignoriert und auf lautlos gestellt. Noch aufgeheizt vom Tag und den damit verbundenen Nachmittag am See hatte ich mich riesig auf eine schöne Flasche Bier gefreut.
Die Sonne neigte sich langsam über die Dächer und wir saßen im kleinen Garten unter der alten Linde. Die Zeit verging wie im Flug. Wir hatten Besuch und unterhielten uns über Gott und die Welt, es wurde kühler. Nach einer kleinen Ewigkeit hatten wir den Besuch verabschiedet und uns ins Wohnzimmer mit einer Flasche Wein zurück gezogen. Mein Handy fiel mir aus der Tasche
und leuchtete auf, sieben Anrufe in Abwesenheit stand drauf. Die Nummer kannte ich sehr gut, es war meine Mutter. Ich entschied mich zurück zu Rufen. „ Du musst kommen. Papa, Mama alles Kaputt!!“ sagte meine Mutter, es hat nicht ein mal geklingelt. Ich musste Rätsel raten. Nach dem Schlaganfall konnte Sie einfach nicht mehr wirklich sprechen und ich musste immer überlegen was
Sie nun wollte. Aufgeregt war Sie „ Musst kommen. Alles Kaputt!“ wiederholte Sie immer und immer und immer wieder. Ich hatte Sie auf morgen getröstet und musste mich erst mal sammeln. Ein schlechtes Gewissen hatte ich dann schon, ich musste Heim.
Samstag Morgens, elf Uhr einundvierzig. Ich donnerte die A2 in Richtung Nord-Rhein-Westfalen mit einhundertzwanzig Km/h. Im Radio lief Innere Sicherheit rauf und runter, doch gedanklich war ich bereits bei meinen Eltern angekommen. Dreihundert und fünfzig Kilometer später war es dann soweit, ich war da. Die Fahrt hatte mich schon gestresst und an meinen Kräften gezerrt, umso größer war die Freude auf einen anständigen Kaffee. Sie wohnten an einer Hauptstraße im ersten Obergeschoss, fünfundfünfzig Quadratmeter und der Flur war bereits sehr verlebt. Fünfundfünfzig Quadratmeter auf denen meine Oma, meine Schwester, meine Mutter und mein Vater wohnten. Die Tür hinein auf der linken Seite war die kleine Küche, es war eher ein kleiner Schlauch an Raum.
Rechts bot sich das relativ normal Große Zimmer, welches Tagsüber als Wohnzimmer und Abends als Schlafzimmer meiner Oma diente. Hinten rechts war das Zimmer meiner Schwester und mit circa neun Quadratmetern auch kein Palast. Hinten Rechts war dann das Schlafzimmer, in denen meine Eltern schliefen. Sie waren zwar nicht mehr zusammen aber von dem Zusammenleben hatten
beide etwas. Meine Mutter hatte nach Ihrem Schlaganfall und Ihrer Rehabilitation keine Wohnung mehr und wusste sowieso nicht wohin sie sollte, Ihr Freund hatte im Moment keine Verwendung für Sie. Mein Vater hat sie bei sich aufgenommen um etwas mehr Kapital zu haben und um der Krankenkasse noch etwas Pflegegeld aus der Nase zu ziehen.
Ich ging also direkt ins Wohnzimmer und bekam einen Kaffee, dann habe ich mich aufklären lassen was denn nun hier los sei. Meine Oma sagte mit neutraler Miene: „ Ich bin ein Niemand, ich habe nichts ich bin nichts. Ich kann mir keine Zigaretten kaufen. Ich komm nicht vor die Tür und Klamotten kann ich mir auch nicht leisten!“ Das war mir alles eine Spur zu schnell, ich habe nicht richtig verstanden was Sie mir mit dem nichts sagen wollte, ich hakte nach: „ Wieso denn nichts Oma? Du bekommst doch eine gute Rente und die Miete für die Wohnung hier kann doch durch drei Personen nicht viel Kosten.“ meiner Oma kamen die Tränen. „Junge, dein Vater hat mir den Personalausweis weg genommen und auch meine Bankkarte. Ich komme hier aus der Wohnung nicht weg und ich kann mir nicht mal beim Becker einen Kaffee trinken gehen. Ich habe schon gesagt das ich meine Sachen wieder haben möchte aber ich bekomme Sie nicht. Ich weiß nicht mehr weiter.“ und wusch sich die darauf folgenden Tränen fort. Das musste ich erst einmal Sacken lassen und trank den bereits kalten Kaffee. Meine Mutter stammelte nur irgendwelche
Sachen dazwischen aber einen ganzen Satz kam nie heraus. Nur: „ Musst Du helfen. Wieder geben. Verrückt. Wahnsinnig.“ aber nichts was mir weiter helfen konnte. Mein Vater hat sich im Vorfeld schon ins andere Zimmer gesetzt um den Ärger etwas aus dem Weg zu gehen. Ich bin also rüber ins Schlafzimmer der Eltern und habe Ihn zur Rede gestellt: „ Warum hast Du denn Omas Sachen und warum bekommt Sie diese nicht wieder?“ fragte ich. Er Antwortet sehr bedacht: „ Ach die spinnt. Ich hatte mal was von der Bank geholt und seit dem will Sie die einfach nicht wieder haben, aber hier …“ er warf mir die Papiere einfach so zu „ … hast Du Sie, ich brauche die eh nicht mehr.“ Ich gab diese meiner Oma wieder und sie umarmte mich. Ich dachte das jetzt alles Okay ist und besuchte erst einmal alte Bekannte. Ich hatte meine Leute schon ewig nicht mehr gesehen und mich bereits am Abend zuvor angemeldet. Außerdem hatten die schon für etwas THC gesorgt und darauf hatte ich mich gefreut. Erst spät am Abend ging ich wieder in die viel zu kleine Wohnung
zurück. Meine kleine Schwester hatte Ihr Zimmer für mich geräumt und so hatte ich einen kleinen Ort für mich. Als ich die Tür aufschloss merkte ich schon das Knistern. Man konnte die Luft Förmig schneiden. Meine Mutter saß mit meiner Oma und Schwester in deren Zimmer, mit einer selbstsicheren Miene. Ich war überzeugt das Sie sich Sicher gefühlt hatten weil ich da war. Mein Vater saß am Pc im Schlafzimmer und zog sich mit meinen Erscheinen die Jacke an und war weg. Zum Glück hatte ich mir ein Bier von unterwegs mit genommen welches ich mit einer kleinen Tüte zum einschlafen auch genossen hatte. Am nächsten Tag hatte ich mir dann weiter ein Bild
von der Situation machen wollen, doch in zwei Tagen war da nicht viel zu machen. Meine Oma ist mit meiner Schwester und meinem Vater zusammen gezogen damit Sie nicht alleine waren, damit es Günstiger ist. Meine Mutter hatte in Bonn einen Schlaganfall erlitten, sie wollte sich gerade eine neue Existenz aufbauen und mit Ihrem neuen Lebensgefährten durchstarten. Sie kam aus der Uniklinik Bonn direkt in eine Reha und von dort aus wusste Sie nicht wohin. Der Lebensgefährte ist dem Alkohol noch mehr als zuvor verfallen und hatte für meine behinderte Mutter keine Verwendung. Mein Vater nahm Sie auf, wenn auch nicht uneigennützig. Sonntag Abend bin ich die
dreihundert und fünfzig Kilometer zurück, mit gemischten Gefühlen. Die ganze Fahrt über hatte ich einen flauen Magen und fühlte mich etwas hilflos, ich wusste damit nichts an zu fangen. Am nächsten Tag fuhr ich ins Büro. Ich hatte mich von meiner Chefin für einen Monat freistellen lassen um zurück zu fahren und die Dinge zu klären wo die Hilfe benötigt wird. Am Dienstag morgen hat mich dann mein Vater mit meiner Tante abgeholt, den Wagen habe ich bei meiner Freundin gelassen. Sie wusste auch nichts von meiner Abreise aber sie war auch nie sonderlich an meiner Familie interessiert, ich wollte es dennoch regeln. Ich hatte Ihr noch eine sms geschrieben in der stand wie sehr ich sie Liebe und danach habe ich das Handy ausgestellt. Die fahrt über war ich sehr traurig und froh angekommen zu sein, ich habe erst einmal meinen Kopf aus gestellt. Am Tag darauf habe ich Ihr die Situation erklären wollen, doch sie war zu Sauer. Die Woche über bekam ich schon mehr von dem Alltagsgeschehen mit, Briefe und Mahnungen trafen ein. Weiße Briefe gelbe Briefe bunte Briefe, alle samt an eine Person gerichtet. Ich hatte meine Oma darauf angesprochen und Sie erklärte mir dann: „ Junge. Dein Vater hat auf meinen Namen Telefonverträge und auch Bestellungen im Versandhaus getätigt.“ Sie brauchte gar nicht weiter sprechen, jetzt wusste ich warum er die ganze Zeit die Unterlagen meiner Oma hatte. Wir habe zunächst damit begonnen mal die Briefe zu sammeln und vor meinen Vater ab zu fangen, was er sonst jeden Tag gemacht hatte. War Er der Einzige der an den Briefkasten gegangen war. Zum Ende der Woche dann kam ein Schreiben der Krankenversicherung meiner Mutter, mein Vater hatte die Pflegestufe für sie beantragt. Meine Oma sagte dazu: „ Das gleiche hat er bei mir auch Versucht. Ich sollte den Leuten sagen das es draußen schneit obwohl die Sonne scheint und so. Ich könne nicht mehr alleine zur Toilette gehen und so!“ fuhr sie fort. Ich war perplex, mein Vater ist so ein Gauner dachte ich mir. Meine Wut auf Ihn wurde immer größer, von Tag zu Tag. Im gleichen Moment hat sich der Respekt ihm gegenüber Richtung null bewegt, ich war verletzt und traurig einen solchen Vater zu haben. Nur ein Paar Tage später kam ein Brief der Sterbeversicherung meiner Oma. Mein Vater hatte die gekündigt und sich das Geld auszahlen lassen. Ich ging ins Schlafzimmer, wo er saß, und habe zum ersten Mal in meinem Leben meine Hand gegen meinen Vater gerichtet und gesagt.: „ Ich würde
Dir jetzt so gerne eine Klatschen!“ , er sah mich von unten hinauf mit ernster Miene an und sagte leise: „ Dann musst Du es machen!“ . Meine Hand fuhr aus und prellte mit voller Wucht auf den Schreibtisch. Ich drehte mich um und ging. Ich habe mir etwas zu rauchen und ein Paar Bierchen besorgt, langsam wurde mein Geld eng. Zuhause war Eiszeit angebrochen. Meiner Freundin habe ich offenbart das ich nicht wieder zurück kommen würde und auch meiner Chefin sagte ich es mit der Bitte gekündigt zu werden, tat Sie nicht. Ich habe also nach der Kündigung Arbeitslosengeld
beantragt und wurde sechs Wochen gesperrt. Die Fronten waren geklärt, Grüppchen Bildung. Da waren meine Oma, meine Mutter und ich und auf der anderen Seite mein Vater. Meine Schwester war irgendwo in der Mitte aber mehr zu meinem Vater hingezogen, war der doch alleine. Doch da konnte ich jetzt keine Rücksicht drauf nehmen. In ein Paar Tagen würde mein Bruder aus dem Gefängnis kommen und ohne Ahnung wo er hin soll. Ich habe mir wieder ein mal etwas zu rauchen geholt und ein Paar Bierchen. Ich habe das Gespräch mit Oma und meiner Mutter gesucht und wir haben beschlossen das er zu uns kann. Es war keine Selbstverständlichkeit denn in Vergangenheit hatte er unsere Hilfe mit Füßen getreten. Ich wusste nicht ob ich dieser Herausforderung schon
mit einundzwanzig gewachsen war, doch ich wollte es versuchen. Als mein Bruder dann “raus“ war habe ich mich schon sehr gefreut und auch diesen Tag etwas zu rauchen und ein Paar Bierchen organisiert. Ich war immer sehr froh meinen Kopf ausschalten zu können. Das die Wohnung zu fünft schon viel zu klein war war sicher, zu sechst ging es gar nicht. Ich beschloss das sich das ändern muss. Ich nahm meine Mutter, meine Oma und meinen Bruder an die Hand und ging auf Wohnung suche. Vier Zimmer sollte sie haben, bezahlbar sein und sonst hatten wir keine Ansprüche. Schon die Kaution zu stemmen war eine Mammut-Aufgabe,denn ich war noch gesperrt und bereits im dicken Minus, mein Bruder hatte zwar Resozialisierungsgeld bekommen doch er besaß auch nur eine Hose, sonst nichts. Das wiederum hieß dass Oma und Mutter es finanziell dann den ersten Monat bezahlen mussten, was sie auch machten. Wir haben uns viele Wohnungen angeschaut. Manche haben uns nicht gefallen und in manchen Fällen haben wir den Vermieter nicht gefallen. Eine Oma, eine Kranke Frau, jemand der frisch auf freien Fuß ist und noch jemand dabei. Nach langem suchen haben wir endlich einen Vermieter gefunden der uns eine vier Zimmer Wohnung vermietet hat. Die Kaution konnten wir abstottern und so zogen wir am gleichen Tag dort ein. Wie haben die Schränke und das Bett von Oma ins neue Zimmer gebracht und da saßen wir nur, die anderen drei hatten außer ein Paar Decken zum schlafen nichts.


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