Sonntag, 17. März 2013

Beschreiben sie einen Ort...

Es war Bitterkalt. Draußen roch es nach Zucker und Zimt. Die Fenster waren alle noch von den Feiertagen geschmückt doch die Besinnlichkeit wurde von der Geschäftigkeit wieder vereinnahmt. Die Räume in denen ich sitze sind erst halb fertig, oder auch halb zerstört. Wie genau die richtige Definition sein sollte habe ich leider aus den Augen verloren. Ich meine mich daran erinnern zu können das einst sehr viel Leben in den Räumen stattfand. Ich blicke in die Leere, über den Schreibtisch hinweg in den nächsten Raum. Ein Paar Kartons standen an einer Wand gestapelt, ich habe den Geruch von Katzenurin in der Nase. Ich sollte es ändern aber ich schaffe es einfach nicht mich zu bewegen. Und auch mich konnte ich riechen, überhaupt hat hier alles einen ekelhaften Geruch. Das Telefon hatte ich schon vor einigen Tagen aus der Wand gerissen, sie hatten es gesperrt. Mir wird langsam kalt hier. Der Tag hatte die Nacht fort geschoben, es war als würden sie kämpfen denn nach einer kurzen Zeit des triumphes hatte die Nacht sich Ihren Platz zurück geholt. Ich ging zum Kühlschrank und nahm das letzte Paket Wurst heraus und schnitt es klein, meine Katzen hatten Hunger und das nicht erst seit ein paar Minuten. Ich nahm die letzten Paar leeren Flaschen und lief zum Kiosk, ich brauchte Geld zum telefonieren. Nach drei vier Telefonaten wurde mir klar das ich nicht so bald auf Änderung hoffen konnte. Ich lief wieder zu den mitlerweilen sehr kalten Räumen zurück, setzte mich wieder an den selben Ort und zündete meine letzte Zigarette. Tränen liefen mir über die Wangen. Ich zog ein kurzes Resümee der vorhin geführten Telefonate und zu der Gesamtsituation. - Ich sitze in einer fremden Stadt. Ich habe weder Geld auf dem Konto noch sonst irgendwo. Meine Mutter hat auf die Frage ob sie mir Geld überweisen könne geantwortet das Sie sich ein neues Auto mit Ihrem neuen Freund kaufen wolle und nichts überweisen kann. Mein Vater hat mir geantwortet das ich da jetzt selber durch muss, auch er könne mir nichts geben oder bringen. Auch die Tatsache das er fünfzig Kilometer von mir entfernt war und mich nicht mal zu sich holen wollte beschleunigte den Ausfluss meiner Augen. Mein Auto stand zwar vor der Tür, war aber komplett leer gefahren. Die Räume in denen ich saß wurden leerer. Ich sah wieder über den Schreibtisch hinweg in das andere Zimmer. Es zog sich in die Länge und es bot sich ein Bild vor meinen Augen als würden sämtliche Physikalischen Grundgesetze außer Kraft treten, der Raum entwickelte sich zu einem Tunnel und wurde länger und länger. Ich saß in einer von mir angemieteten Wohnung und habe mich durch eine Berufliche Fehlentscheidung selber ins Aus manövriert, schien es. Der Druck und die Stimmen in meinem Kopf wurden so unerträglich laut : „ Du hast versagt! Keiner ist für Dich da! Guck was DU angerichtet hast!“ Nach Stunden der Wut und der darauf folgenden Resignation ging ich in die Küche. Es verlief sich wie in Trance, ich breitetet die vier sehr scharfen Gegenstände vor mir aus, fest entschlossen sie auch zu benutzen. Ich nahm den ersten zur Hand und führte Ihn in Richtung Arm. Als ich Ihn ansetzte sah ich wie meine Haut nach unten gedrückt wurde, sich der Gegenstand nur mit etwas mehr Kraft einen kleinen Weg unter die ersten Hautschichten bohren konnte. Es tat zwar nicht unerträglich schwer weh aber unangenehm war es dennoch, ich schob den Gedanken bei Seite. Ich fiel in ein nicht enden wollenden Loch, ich fühlte mich an diesem Ort so grenzenlos einsam und allein.


1 Kommentar:

  1. Hier wird nicht nur ein Ort beschrieben indem man sich sozusagen als unsichtbarer Zuschauer hineinversetzen kann,für mich zielt der Schwerpunkt dieser Geschichte auf den dunklen Seelenzustand des Schreibers an diesem Ort!Sehr gut beschrieben!

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