Sonntag, 10. März 2013

Schreiben Sie eine Erinnerung auf die Sie nicht loslässt.

Ich hatte mich erst vor kurzen komplett von zu Hause ab gekapselt und bin aus dem schönen Pott nach Magdeburg gezogen. Ich war gerade mal zwanzig und recht froh das meine Familie so weit weg war, ich brauchte den Abstand. Mein Vater lebte mit meiner Schwester, die gerade acht war in Recklinghausen. Meine Mutter lebte mit Ihrem Lebensgefährten in Bonn und versuchte sich dort eine Existenz auf zu bauen im Bereich der Großgeräte. Mein Bruder, der gerade vierundzwanzig wurde, saß derzeit noch im Knast und so waren wir gut zerstreut.
Ich spürte ein sehr angenehmen Wind auf meiner Haut, als ich nach dem schwimmen mit meiner Freundin noch durch die Innenstadt von Magdeburg schlenderte. Es war gegen fünfzehn Uhr fünfundvierzig, Samstag, als wir aus der Eisdiele kamen. Wir hatten uns beide dieses Wochenende etwas frei gemacht damit wir das schöne Wetter an einen der vielen Seen in unserer Umgebung genießen konnten. Auch unsere Handies haben wir bewusst zu Hause gelassen. Auf dem Weg nach Hause hielten wir noch an einem Einkaufsladen um eine Flasche Wein zu kaufen, damit wir uns einen ruhigen Abend machen konnten. Dort angekommen hieß es raus aus den verschwitzten Klamotten, etwas bequemes an und noch für einen kleinen Augenblick auf das Dach legen. Wir wohnten noch bei Ihren Eltern, sie besaßen ein, wie es dort üblich war zu sagen, schmuckes kleines Eckhaus mit 2 Etagen. Aus dem Dachboden gelang man direkt auf das recht flache Dach des Hauses. Nur ein Paar Minuten waren wir noch oben weil die Sonne genau auf diesen Teil des Hauses schien, um auf zu tanken. Auf dem weg nach unten sah ich das mein Handy blinkte, ich öffnete es. Erschreckend viele anrufe und auch Mails in denen stand ich soll in Bonn anrufen sagten mir direkt das etwas nicht in Ordnung war. Ich rief sofort in Bonn an. Am Telefon sagte man mir nur das meine Mutter einen Schlaganfall hatte und ich bitte sofort kommen soll, es müssen Sachen entschieden werden. Ich hing den Hörer auf und setzte mich hin, ich musste das gerade gehörte noch mal sacken lassen. Meine Mutter schwer Krank in der Uni-Klinik-Bonn. Meine Freundin hatte mitgehört und gesehen das ich nicht in der Lage war die fünfhundert und achtzig Kilometer zu fahren, also fuhr Sie. Wir haben die fahrt über kaum gesprochen, zu nervös war ich um zu erfahren was mich dort erwartet. Die Fahrt zog sich wie Kaugummi.Kurz nach acht sind wir auf den Parkplatz der Klinik gefahren. Dort angekommen wurde ich schon erwartet, der Lebensgefährte meiner Mutter brachte mich direkt zu den Zuständigen Ärzten um alles weitere zu besprechen. Man hat mich nicht direkt zu Ihr rein gelassen, nur ein kurzer Blick. Der Arzt erklärte mir das ich bitte unbedingt ein Paar wichtige Unterschriften zu leisten hatte. Er erklärte weiter das die Klinik, sofern sich das Gehirn meiner Mutter weiter ausdehnt durch die Schwellung, eventuell die Schädeldecke öffnen müsse. Unter den Druck den das Gehirn auf die Schädeldecke ausübt könne man sonst leicht sterben.Ich hörte mir noch die ein oder andere Erklärung an und habe gedanklich schon alles abgewunken und zu gestimmt. Eine Frage jedoch hat sich mehr und mehr in den Vordergrund gedrückt, warum muss ich das entscheiden? Man erklärte mir das mein Vater durch die Trennung nicht mehr in der Lage sei das zu entscheiden und ich, nach meinem Bruder der im Knast sitzt, der älteste sei das zu entscheiden, ich entschied dafür. Ich habe Dann bei den Lebensgefährten meiner Mutter übernachtet um mir am nächsten Tag ein genaues Bild von der Situation machen zu können. Als Ich am nächsten Tag vor Ihr stand konnte man ansatzweise erahnen was ein Schlaganfall anrichten kann. Als ich das Zimmer betrat sah ich meine Mutter auf Ihren Bett liegen, die Augen waren wie verstorben, so leer und trüb und suchend. Ich hatte mich ja erst gefreut das Sie wach war und das man Sie wohl ansprechen konnte, doch das ich keinerlei Antworten bekam und die Blicke durch mich durch gingen war ich verletzt. Sie hat mich nicht erkannt, Ihren eigenen Sohn nicht erkannt. Auch die Bewegungen waren so unkoordiniert und stockend das ich gar nicht wusste was ich davon halten sollte. Sie war nicht in der Lage einen Satz zu bilden und hatte Schwierigkeiten mit dem erkennen des Umfeldes. Meine Mutter zu sehen wie einen Säugling lässt mich nach wie vor Gedanklich nicht los, obwohl es schon zehn Jahre her ist und ich mittlerweile schon einunddreißig bin.

1 Kommentar:

  1. In dieser traurigen Geschichte wird eine schwerkranke Person so gut beschrieben,daß auch der Laie erkennen kann,daß es sich hier um eine Person handelt die einen Schlaganfall hat!Der Gemütszustand des Schreibers beim Erhalt dieser schrecklichen Nachricht ist absolut nachvollziebar.

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