Ich hatte mich
erst vor kurzen komplett von zu Hause ab gekapselt und bin aus dem
schönen Pott nach Magdeburg gezogen. Ich war gerade mal zwanzig und
recht froh das meine Familie so weit weg war, ich brauchte den
Abstand. Mein Vater lebte mit meiner Schwester, die gerade acht war
in Recklinghausen. Meine Mutter lebte mit Ihrem Lebensgefährten in
Bonn und versuchte sich dort eine Existenz auf zu bauen im Bereich
der Großgeräte. Mein Bruder, der gerade vierundzwanzig wurde, saß
derzeit noch im Knast und so waren wir gut zerstreut.
Ich spürte ein
sehr angenehmen Wind auf meiner Haut, als ich nach dem schwimmen mit
meiner Freundin noch durch die Innenstadt von Magdeburg schlenderte.
Es war gegen fünfzehn Uhr fünfundvierzig, Samstag, als wir aus der
Eisdiele kamen. Wir hatten uns beide dieses Wochenende etwas frei
gemacht damit wir das schöne Wetter an einen der vielen Seen in
unserer Umgebung genießen konnten. Auch unsere Handies haben wir
bewusst zu Hause gelassen. Auf dem Weg nach Hause hielten wir noch an
einem Einkaufsladen um eine Flasche Wein zu kaufen, damit wir uns
einen ruhigen Abend machen konnten. Dort angekommen hieß es raus aus
den verschwitzten Klamotten, etwas bequemes an und noch für einen
kleinen Augenblick auf das Dach legen. Wir wohnten noch bei Ihren
Eltern, sie besaßen ein, wie es dort üblich war zu sagen, schmuckes
kleines Eckhaus mit 2 Etagen. Aus dem Dachboden gelang man direkt auf
das recht flache Dach des Hauses. Nur ein Paar Minuten waren wir noch
oben weil die Sonne genau auf diesen Teil des Hauses schien, um auf
zu tanken. Auf dem weg nach unten sah ich das mein Handy blinkte, ich
öffnete es. Erschreckend viele anrufe und auch Mails in denen stand
ich soll in Bonn anrufen sagten mir direkt das etwas nicht in Ordnung
war. Ich rief sofort in Bonn an. Am Telefon sagte man mir nur das
meine Mutter einen Schlaganfall hatte und ich bitte sofort kommen
soll, es müssen Sachen entschieden werden. Ich hing den Hörer auf
und setzte mich hin, ich musste das gerade gehörte noch mal sacken
lassen. Meine Mutter schwer Krank in der Uni-Klinik-Bonn. Meine
Freundin hatte mitgehört und gesehen das ich nicht in der Lage war
die fünfhundert und achtzig Kilometer zu fahren, also fuhr Sie. Wir
haben die fahrt über kaum gesprochen, zu nervös war ich um zu
erfahren was mich dort erwartet. Die Fahrt zog sich wie Kaugummi.Kurz
nach acht sind wir auf den Parkplatz der Klinik gefahren. Dort
angekommen wurde ich schon erwartet, der Lebensgefährte meiner
Mutter brachte mich direkt zu den Zuständigen Ärzten um alles
weitere zu besprechen. Man hat mich nicht direkt zu Ihr rein
gelassen, nur ein kurzer Blick. Der Arzt erklärte mir das ich bitte
unbedingt ein Paar wichtige Unterschriften zu leisten hatte. Er
erklärte weiter das die Klinik, sofern sich das Gehirn meiner Mutter
weiter ausdehnt durch die Schwellung, eventuell die Schädeldecke
öffnen müsse. Unter den Druck den das Gehirn auf die Schädeldecke
ausübt könne man sonst leicht sterben.Ich hörte mir noch die ein
oder andere Erklärung an und habe gedanklich schon alles abgewunken
und zu gestimmt. Eine Frage jedoch hat sich mehr und mehr in den
Vordergrund gedrückt, warum muss ich das entscheiden? Man erklärte
mir das mein Vater durch die Trennung nicht mehr in der Lage sei das
zu entscheiden und ich, nach meinem Bruder der im Knast sitzt, der
älteste sei das zu entscheiden, ich entschied dafür. Ich habe Dann
bei den Lebensgefährten meiner Mutter übernachtet um mir am
nächsten Tag ein genaues Bild von der Situation machen zu können.
Als Ich am nächsten Tag vor Ihr stand konnte man ansatzweise erahnen
was ein Schlaganfall anrichten kann. Als ich das Zimmer betrat sah
ich meine Mutter auf Ihren Bett liegen, die Augen waren wie
verstorben, so leer und trüb und suchend. Ich hatte mich ja erst
gefreut das Sie wach war und das man Sie wohl ansprechen konnte, doch
das ich keinerlei Antworten bekam und die Blicke durch mich durch
gingen war ich verletzt. Sie hat mich nicht erkannt, Ihren eigenen
Sohn nicht erkannt. Auch die Bewegungen waren so unkoordiniert und
stockend das ich gar nicht wusste was ich davon halten sollte. Sie
war nicht in der Lage einen Satz zu bilden und hatte Schwierigkeiten
mit dem erkennen des Umfeldes. Meine Mutter zu sehen wie einen
Säugling lässt mich nach wie vor Gedanklich nicht los, obwohl es
schon zehn Jahre her ist und ich mittlerweile schon einunddreißig
bin.
In dieser traurigen Geschichte wird eine schwerkranke Person so gut beschrieben,daß auch der Laie erkennen kann,daß es sich hier um eine Person handelt die einen Schlaganfall hat!Der Gemütszustand des Schreibers beim Erhalt dieser schrecklichen Nachricht ist absolut nachvollziebar.
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